Zurück zu den Einwohnern von Eindhoven

5x Soziale Designer

Was genau ist Social Design? Und wie wird es angewendet? Anhand von fünf konkreten Beispielen erklären wir Ihnen die Macht von Social Design. Und welche interessanten Plattformen und Entwicklungen es in diesem Bereich in Eindhoven gibt.
Kurz gesagt: Social Designer setzen gesellschaftliche Veränderungen in Gang. Egal, ob es um große soziale Fragen geht oder darum, wie ein Kind einen Krankenhausbesuch erlebt. Dabei arbeiten sie eng mit den Menschen zusammen, um die es letztlich geht, und stoßen oft mit unerwarteten Interventionen ein ganz neues Gespräch an. Sozialdesigner arbeiten an Projekten zu Einsamkeit, Nachbarschaftsentzug und Schuldenproblemen, aber auch im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft.

Ein Sozialdesigner kommt selten mit vorgefertigten Lösungen daher. Der Ansatz ist eine Kombination aus Zuhören, Beobachten, Testen und Experimentieren. So entsteht ein Produkt oder ein Prozess, der für den Endnutzer funktioniert.

Tante Netty
Tante Netty

Tante Netty

Tante Netty arbeitet seit zehn Jahren an sozialen Herausforderungen von Woensel-West. Der Club bringt junge Designer und Künstler mit Projekten zusammen, um neue Erkenntnisse und Lösungen zu entwickeln. Tante Netty schafft gegenseitige Verbindungen in der Nachbarschaft, zum Beispiel mit dem 'ältesten Beruf der Welt'. Ein dreiviertel Jahr lang untersuchte der Designer Tom Loois die Sexarbeit in Woensel. Er sprach mit Anwohnern, Walkern (den Kunden), Betreibern, der GGD und der Heilsarmee.

Er fasste seine Erlebnisse in einer Tour durch das Viertel zusammen, inklusive Audiokommentar, Live-Poesie von Stadtpoetin Jessica Bartels, einem Quiz und einem Blick hinter die Kulissen des Baekelandplein. So entstand ein neuer Raum für gegenseitige Gespräche.

Scheepers&Renee

Mitten im Stadtzentrum wurde ein Teil der Stadt in einen Park verwandelt. Gemeinsam mit Alissa van Asseldonk untersuchte Renee Scheepers, wie der Victoria Park nach Ansicht der Bewohner der Stadt und der Nachbarschaft aussehen sollte. Ihr Ansatz: ausführliche Interviews mit den üblichen und ungewöhnlichen Verdächtigen, vom Chef der Bibliothek bis zu den Stammgästen im Park.

Sie setzten auch Interventionen als Forschungsmethode ein. Zum Beispiel dienten 152 Parkwünsche als Einstieg für ein Gespräch mit zufälligen Passanten über ihr gewünschtes Parkerlebnis. So wurden Erfahrungen und Bedürfnisse aufgedeckt. Und es kam eine überraschende Nutzergruppe zum Vorschein, die vorher nicht im Bild war: die vielen Anwohner, die dank ihrer Ansichten auch zu den Nutzern des Parks gehören.

Tante Netty

Anne Ligtenberg und Mats Horbach

Manche Themen sind für uns schwierig anzusprechen. Aus Angst, etwas Falsches zu tun, scheuen wir uns zum Beispiel vor einem Thema wie sexuellem Missbrauch. Sogar Sozialarbeiter erleben in diesem Bereich eine "Handlungsscheu", haben die Eindhovener Sozialdesigner Anne Ligtenberg und Mats Horbach herausgefunden. Jetzt wollen sie das Blatt wenden.

Mit #YOUTOO? haben sie eine zugängliche Plattform ins Leben gerufen, um Missbrauch diskutierbar zu machen. Die Online-Seite soll zu einem Katalog von Erfahrungen und Tipps von Opfern an Fachleute wachsen. "Unser Ziel ist es, Sozialarbeitern dabei zu helfen, das Gespräch über Missbrauch auf eine verantwortungsvolle, respektvolle Art und Weise zu beginnen, so dass nicht alle Verantwortung bei den Opfern liegt." Anne und Mats gestalten dieses Projekt gemeinsam mit der Hilfsorganisation Blauwe Maan.

Atelier Marleen van Bergeijk

Wie wird ein Kind zu einem gleichberechtigten Gesprächspartner, wenn es um seine eigene Gesundheit geht? In medizinischen Gesprächen werden Kinder oft ungewollt übersehen, hat die Sozialdesignerin Marleen van Bergeijk beobachtet. Dabei geht es doch eigentlich um ihr Leben.

Sie hat ein DOK-Tool entwickelt, das das Kind stärkt und Symmetrie in das Gespräch bringt. Die Gesprächsmarker helfen dem Kind, sich auszudrücken. Die begleitende Software zeichnet alles ordentlich auf und gibt am Ende automatisch eine visuelle Zusammenfassung dessen, was besprochen wurde. Das Kind kann diese Zusammenfassung mit nach Hause nehmen, so dass es danach auch einen Einblick in seinen eigenen Pflegeprozess hat.

Lobby für soziales Design

Während der Dutch Design Week 2020 haben zwei in Eindhoven ansässige Kollektive für soziales Design die Social Design Lobby ins Leben gerufen. Die Initiative von Foundation We Are und Kade Clubhuis ist eine Kampagne, die die Verbindung zwischen sozial engagierten Designern und Organisationen in den Niederlanden erleichtert. Und sie erforscht, wie auch Sie ein Lobbyist für das Gemeinwohl werden können. Welches soziale Thema möchten Sie ansprechen? Auf der Website erfahren Sie, was Sie für und mit Social Design tun können.

Mehr soziales Design in Eindhoven

Eindhoven beherbergt den international führenden Master in Social Design an der Design Academy Eindhoven und Sie können die besten (Social) Designer jedes Jahr während der Dutch Design Week erleben. Und wussten Sie, dass Eindhoven einst die erste Stadt der Welt war, die einen eigenen Sozialdesigner beschäftigte?